Frühjahr 2009: Restauratorische Befunderhebung

Bei der Planung der Bau- und Renovierungsmaßnahmen in der Bergkirche stellte sich auch die Frage nach der einstigen Bemalung und Farbgebung des Kircheninnenraumes. Knappe historische Schilderungen und Schwarzweiß-Fotografien bezeugen, dass besonders die Nordwand hinter der Kanzel und der Bogen über der Orgelempore mit ornamentalen und bildlichen Elementen verziert waren. Welche Farben die Wände vor ihrer großflächigen Übermalung und andere Bereiche des Innenraums besaßen und ob sich die Malereien unter den neuzeitlichen Anstrichen erhalten haben, sollte durch eine restauratorische Farbbefunderhebung geklärt werden.

Die ev.-ref. Gemeinde beauftragte damit im März 2009 die Hansen & Muhsil Restaurierung GbR aus Hamburg. Im nächsten Monat führten die Restauratoren dann an mehreren Stellen Befundproben durch: am Fußboden, an der Decke, an den Säulen, an der Nordwand und am Bogen über der Orgelempore. Durch schmale Schnitte wurde unter den Farbschichten späterer Anstriche die Erstfassung freigelegt. Durchaus überraschend und erfreulich zeigte sie in den meisten Fällen einen stabilen Erhaltungszustand. Auf diese Weise konnten die Elemente der ursprünglichen Bemalung lokalisiert und in ihrer Farbgebung bestimmt werden. Dass der Innenraum der Bergkirche ursprünglich sehr harmonisch gewirkt haben dürfte, ist aus der Wiederkehr gleicher Farbtöne bzw. Farbkombinationen zu schließen, die ein einheitliches Farbspektrum erzeugten.

Die Nordwand

Die Nordwand und die übrigen Wandflächen waren in einem hellen Grau gehalten, wobei ein breiter graugrüner Streifen und eine feine ockerfarbene Abschlusslinie eine Sockelzone bildeten.  Am oberen Wandabschluss unter der Orgelempore wurde ein grün und ocker gemalter Fries mit Blüten- und Rankenornamenten entlang gezogen. An der Wandfläche unter dem Schalldeckel der Kanzel befand sich ein Feld mit Rautenornamenten. Zunächst keinen positiven Befund ergab die Untersuchung des links und rechts neben der Kanzel aufgemalten Spruches (»Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren.« nach Lk 11,28), allerdings war dieser ursprünglich mit einem weniger fetten Buchstabenbild ausgeführt worden. Die Annahme der Restauratoren, dass Fragmente des Schriftzuges dennoch erhalten sein müssten, bestätigte sich bei späteren Freilegungsarbeiten.

Das Kanzelpostament

Am Piedestal bzw. Postament der Kanzel wurden drei Befundschnitte gemacht. Sie zeigen, dass Schaft und Sockel in der Erstfassung der hellgrauen und grüngrauen Farbgebung der dahinter liegenden Wandfläche entsprachen. Der mit Blattornamenten modellierte Stuckfries war einst ziegelrot, beige und ocker bemalt. Das schmiedeeiserne Treppengeländer zur Kanzel mit seinen rankenartigen Verzierungen hatte einen Überzug aus Goldbronze erhalten, der sich aber durch Oxidation im Laufe der Zeit dunkel verfärbte.

Der Bogen über der Orgelempore

Der großflächig ausgemalte Bereich des Bogens über der Orgelempore wurde von den Restauratoren an fünf Stellen untersucht, wobei Farbgebung und Maße einzelner Bestandteile der Bemalung bestimmt werden konnten. Die Empore zum Zeitpunkt der Befunderhebung einzurüsten, war zwar nicht möglich, aber Streiflichtaufnahmen weisen darauf hin, dass die Malschicht der Erstfassung unter den neuzeitlichen Anstrichen erhalten ist. Den Bogen bildeten hauptsächlich sieben Felder, die an den Seiten jeweils von schmalen und breiten Ornamentbändern umrahmt wurden. Das außen am Bogen entlang gezogene Stuckprofil war bis zu einer Höhe von 3,50 m ebenfalls bemalt. Farblich bestimmend für die Ausmalung sind die auch sonst im Innenraum wiederkehrenden Rot-, Ocker-, Braungrau- und Blaugrüntöne.

Quelle: Grundlage dieses Artikels bilden die im Auftrag der ev.-ref. Gemeinde Osnabrücks von der Hansen & Muhsil Restaurierung GbR aus Hamburg erstellten Dokumentationen:
(1) Bergkirche Osnabrück. Restauratorische Farbbefunderhebung im Kircheninnenraum, April 2009;
(2) Bergkirche Osnabrück. Anlegen von Farbmusterflächen/Bearbeitungsempfehlung, [Frühjahr] 2010.